Letzte Woche fuhr ich mehrere Tage lang morgens mit der U-Bahn ins Büro. Auf der Strecke liegt eine Berufsschule und so fuhr ich aufgeschlossener Mitfünfziger täglich inmitten lebhaft diskutierender Nochnichtzwanziger. Natürlich versuchte ich, den weltbewegenden Dingen unserer Hoffnungsträger und zukünftigen Rentenfinanzierer zu lauschen - doch ganz ehrlich: Ich verstand kaum ein Wort, null, niente, nothing. Das lag nicht etwa an einsetzender Alterstaubheit oder den leeren Akkus meiner Hörhilfen, nein, die nächste Generation um mich herum sprach schlichtweg eine andere Sprache. Zweifelsohne basierend auf dem Deutsch unserer Väter, aber mit Ausdrücken, Anglizismen und Redewendungen, deren Bedeutung mir nicht einmal im Klang geläufig waren. Ich war geschockt.
Verstehen wir eigentlich die Jugend noch in des Wortes reinster Bedeutung? Sprechen wir überhaupt noch deren Sprache? Ich behaupte NEIN. Und deshalb habe ich mir PONS „Wörterbuch der Jugendsprache 2005“ gekauft, eine 120-seitige papierne Verständigungshilfe zwischen Alt und Jung, einen zwei Euro „teuren“ kommunikativen Brückenschlag zwischen meinem Gestern und dem jugendlichen Heute.
Und anstatt wie bislang meine tägliche Fressnarkose (Mittagsschlaf) geistig komplett offline zu genießen, lese ich nach viel zu langer Zeit wieder einmal. Und siehe da, ganz langsam beginne ich zu rallen (verstehen), wenn es um Intelligenzallergiker (Dummköpfe), Kopfgärtner (Friseure), Männerabstellplätze (Bierzelte), Clerasil-Testgelände (Pickelgesichter), Rauchmelder (Pausenaufsicht), Fleischmützen (Glatzköpfe) oder Pimmelkrausen (kurze, lockige Haare), um Affensperma (Bananensaft), Biotonnen (Vegetarier), Krampfadergeschwader (Ansammlungen alter Menschen) und Alimentenkabel (männliches Reproduktionsorgan) geht. Ja, ich erkenne einen Teppichporsche (kleinen Hund) und behaarte BiFis (Dackel) auf den ersten Blick, weiche einem Tonnentäubchen (stark übergewichtige Person) ebenso misse (locker, lässig) aus, wie einem uniformierten Bewegungsmelder (Verkehrspolizisten). Und sollte ab sofort am nächsten Bikerstammtisch ein verluderter (sehr attraktiver), vierlagiger (extrem guter) Topschuss (Frau, die sehr gut aussieht) vorbeischnippen (vorbeikommen), mich zufönen (auf jmd. einreden), züngeln (küssen), ja sogar richtig abdrücken (Zungenküsse austauschen) wollen, würde mich das total flashen (begeistern). Ich würde meine Digger (Kumpel) mit ihren Herrenhandtäschchen (Sixpacks) und Weizenspoilern (Bierbauch) glatt stehen lassen, meine Erpelfolie (Gänsehaut) aufbitchen (zurechtmachen, -pudern) und mich vielleicht sogar zum Durchkneten (Sex haben) überreden lassen. Das wäre echt porno (super).
Wir sollten unsere Worte in Zukunft sorgfältiger wählen, und dabei auf deren inzwischen ungeahnt mannigfaltige Bedeutung achten. Vorsicht - bitte mitmeißeln (mitschreiben): Ein Motorrad zu „parken“ hieße, mit ihm Sex zu haben. Die „Umdrehungszahl“ gibt Auskunft über den Alkoholgehalt eines Getränkes, „Vorglühen“ bedeutet, bereits vor einer Party Alkohol zu trinken, ein „Standgebläse“ ist eine sehr kleine Frau, der Ansaugstutzen (ansaugen = küssen) bekommt eine ganz neue, ja beinahe wildromantische Bedeutung und das Wort „Auslaufmodell‘ (Mensch mit schwacher Blase) sollten wir tunlichst nur noch äußerst behutsam verwenden. Auf der Zunge lässt sich die heutige Jugend übrigens nix mehr zergehen, sie nennt das "Fressbrett". Und die Bezeichnung einer Sitzheizung lautet wohl jetzt „MuschiToaster“.
Also bitte immer schön cremig (locker) bleiben, niemals vergessen, das Thema muckelig (gemütlich) und entschleunigend (geruhsam) aufzubereiten. Dann wird es die angesprochene Generation in ihren Schnellscheißerhosen (Trainingshose mit Gummizug) vielleicht auch rallen.
Aus einer Motorradzeitschrift
.. fand ich irgendwie ganz amüsant *grins*
PS.:
Ich erinnere mich, dass diese unsäglichen Hosen vom letzten Satz bei uns unter nem anderen (nicht ganz jugendfreien Namen) bekannt waren...
Mich in einer Einleitung beschreiben?!
Nö, da hab ich keine Lust zu.
Wenn jemand was dagegen hat, kann ich auch nichts machen..
Hey, was soll's?
Ist doch mein Weblog und ich kanns so gestalten, wie ich möchte..
Wer ein bißchen rumstöbert, dem bleiben meine Hoch- und Tiefflüge, meine Unentschlossenheit, kurz: Alles, was so meine Person, mein Temperament ausmacht, eh nicht verborgen.
Durch ne Beschreibung wird doch der ganze Spass verdorben - denn:
Der eigentliche Eindruck entsteht doch eh erst beim Lesen..
Freitag, 26. Oktober 2007
Neu-deutsch?
zu Bildschirm gebracht von Barbarella um 14:55:00
einquartiert bei Schabernack
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
3 Kommentare:
na nun will ichs aber wissen ; )
"Schnellf***erhosen" haben da ne Menge Leute zu gesagt ;o)
hab ne halbe ewigkeit gebraucht das zu lesen, war aber ganz witzig. erschreckend bloß, dass ich in einer gegend wohne, wo die intelligenzallergiker so sprechen!
Kommentar veröffentlichen